„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“
Dieses interessante Zitat brachte Bülent Bayraktar, Geschäftsführer der Nürnberger Werbeagentur Anoris, der heute morgen beim Unternehmer-Frühstück der Stadt Altdorf über Multi-Channel-Strategien im Einzelhandel referierte.
Er zeigte den Weg vom „One-Channel“ der Vor-Internet-Ära (Der Händler betreibt einen stationären Laden) über Multi-Channel (neben dem stationären Laden werden weitere, aber unabhängige und isolierte Verkaufskanäle wie z.B. ein Online-Shop („Silos“) bedient) über Cross-Channel (die verschiedenen Kanäle sind digital verknüpft) hin zu Omni-Channel (Der Kunde steht im Zentrum um viele stark verknüpfte „Touch-Points“, die auch zukünftige Kanäle einbeziehen). Es ist ein weiter Weg, wenn man bedenkt, dass ca. 80% des Altdorfer Einzelhandels noch nicht einmal korrekt in Google MyBusiness eingetragen ist und damit auf die Vorteile der -kostenlosen- Präsentation bei lokalen Google-Suchanfragen verzichtet.
Mit ein paar Zahlen demonstrierte Bülent Bayraktar das Problem Konzentration bzw. die Herausforderung der Digitalisierung des Handels: in Deutschland gibt es mehr als eine Million Online-Shops, aber die besten zehn Shops machen zusammen mehr als 90% des gesamten Online-Umsatzes. Und von diesen 90% vereinnahmt allein Amazon wiederum über 80%. Eigentlich hat nur ein einziger großer traditioneller Händler diese Entwicklung verstanden: Otto als früheres Versandhandelshaus konnte sein Geschäftsmodell in die digitale Zukunft retten. Quelle, einst der größte Versandhändler der Welt, hat durch gravierende Management-Fehlentscheidungen diese Zukunft verpasst und ist vom Markt verschwunden. Allerdings wird der Löwenanteil des Handelsumsatzes (noch) klassisch stationär gemacht: 85% der Einkäufe finden immer noch offline statt und nur 15% online, dieser Anteil ist aber schnell wachsend. Andere Länder wie z.B. England sind aber schon wesentlich weiter und zeigen, dass hier noch viel Luft nach oben ist.
Dass auch Altdorfer Händler diese Herausforderung annehmen, zeigte Bülent am Beispiel der Buchhandlung Lilliput, die bereits ein gut funktionierendes Cross-Channel-Konzept umsetzt und am Beispiel von Rüger 1881, wo durch eine gute und aktuelle Internetseite, durch viele Erlebnis-Einkaufs-Ideen und durch zusätzliche Service-Angebote den reinen Online-Händlern erfolgreich Konkurrenz gemacht wird.
Im Anschluss entstand eine rege und interessante Diskussion mit den anwesenden Altdorfer Unternehmern aus verschiedenen Branchen. Auch Bürgermeister Erich Odörfer lobte den gelungenen Vortrag und die Anregungen und wies darauf hin, dass auch die Stadt beispielsweise durch die Limitierung der Fläche neuer Einzelhändler auf 300qm dabei hilft, die Attraktivität der Innenstadt zu erhalten und das Händlersterben am Marktplatz zu stoppen. Citymanager Thomas Oppelt (auf dem Foto rechts), der seit August in Altdorf tätig ist und das Unternehmerfrühstück organisierte, erläuterte kurz, was das Citymanagement dazu beiträgt und nannte die gewünschte Positionierung von Altdorf als Stadt der Künstler und einen Workshop zur Schaufensterdekorierung. Außerdem soll das Portal inaltdorf.de weiter ausgebaut werden.
Insgesamt eine schöne Veranstaltung mit einem hervorragenden Vortrag und eine gute Gelegenheit zur weiteren Vernetzung der Altdorfer Unternehmer.
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